Neues vom Zitronenzylinderputzer. Produktivität in der Kompositabildung und die Interaktion von Wortbildungsmustern, lexikalischer Bedeutung und Gebrauchsfrequenzen.
Der Vortrag befasst sich mit der Frage, welche Rolle Kompositumsmuster sowohl bei der Bildung als auch bei der Interpretation neologischer Komposita spielen. Dem liegt die Auffassung zugrunde, dass insbesondere syntagmatisch komplexe Einheiten des Lexikons, wie Argumentstrukturen, Wortverbindungen und komplexe Wörter, Anlass für die Annahme geben, dass im Lexikon eine Vielzahl zum Teil allgemeiner, zum Teil sehr spezifischer Muster wirken. Solche Muster konstituieren formal und semantisch charakterisierte (semi-)abstrakte Syntagmen, die die Produktion und Rezeption konkreter komplexer Ausdrücke steuern und deren Wirkmächtigkeit (z. B. in Form von Produktivität) durch ihre Gebrauchsfrequenzen bestimmt ist. Komposita machen einen großen Teil des „lexikalischen Darknets“ aus, also des Bereichs des Lexikons, der aufgrund seiner großen Anzahl geringfrequenter Lexeme nicht lexikographisch beschrieben wird. Die sprachdokumentarische Erschließung dieses Lexikonbereichs muss sich den Wortbildungsphänomenen also auf verallgemeinernde Weise nähern, ohne dabei aber die Vielzahl an kleinräumig wirkenden Regularitäten aus dem Auge zu verlieren.